In Kürze wird über die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm um die sexuelle Orientierung abgestimmt. In den Medien stecken Befürworter und Gegner ihre Positionen ab. Dabei ist auch die Stimme der evangelischen Christen gefragt – so in der Sendung «10vor10», in der «NZZ» und im «reformiert.».
Die Schweizerische Evangelische Allianz SEA nutzte verschiedene Gelegenheiten, in den Medien darzulegen, weshalb sie die vom Parlament beschlossene Erweiterung des Strafgesetzes ablehnt. Es geht nicht darum, Hass und Diskriminierung gegen Angehörige sexueller Minderheiten zu verharmlosen, im Gegenteil: Ein solches Verhalten ist mit dem christlichen Verständnis eines respektvollen Umgangs mit den Mitmenschen unvereinbar. Doch die Ausweitung des strafrechtlichen Schutzes auf diese Personengruppen ist sowohl problematisch als auch überflüssig.
So sagte SEA-Generalsekretär Marc Jost in der Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens, dass die erweiterte Rassismus-Strafnorm Kirchen in Schwierigkeiten bringen könnte: «Machen wir uns strafbar, wenn wir einem homosexuellen Paar die Trauung verweigern oder einer Person, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, den Job in einer Kirche nicht geben?»
In einem Gespräch mit dem Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller für die Zeitung «reformiert.» macht Marc Jost zudem darauf aufmerksam, dass «Einzelpersonen durch die bestehenden Gesetze hinreichend geschützt sind. Eine Lebensweise zu kritisieren, weil auch die Bibel sie ablehnt, ist noch lange keine Hetze».
Schliesslich steht Marc Jost auch mit seiner persönlichen Geschichte dafür ein, dass unterschiedliche Meinungen frei geäussert werden dürfen und gute Beziehungen nicht ausschliessen: In einem Gespräch für die NZZ spricht er mit seinem Vater, der mit einem Mann in eingetragener Partnerschaft lebt über unterdrückte Gefühle, biblische Gebote und gelingende Beziehungen. Er sagt: «Als Sohn habe ich einfach das Bedürfnis, zu meinem Vater eine gute Beziehung zu haben. Das will ich fördern. Dafür ist es wichtig, das Thema, das uns trennt, nicht zu tabuisieren. Das tun wir ganz bewusst nicht.»
Auch Peter Schneeberger, Vorstandsmitglied der SEA, hat ein Streitgespräch geführt. Auf ref.ch erinnert er unter anderem daran, dass es Alternativen zum Strafgesetz gibt: «Was wir also brauchen, ist keine Erweiterung des Strafgesetzbuches, sondern mehr Zivilcourage. Das ist das, was unserer Gesellschaft abhandengekommen ist.»
Die SEA hatte bereits Anfang Januar ihre Position zur Abstimmung in einem Orientierungspapier dargelegt.