Zeitzeugen berichten

Über die Jahrzehnte hat die Schweizerische Evangelische Allianz SEA bei ganz unterschiedlichen Projekten mit evangelistischem Charakter mitgewirkt. Drei davon sind die «Jesus ist…»-Kampagne von 2016, die Christustage von 1980 bis 2010 und die Lausanner Konferenz von 1974. Drei Personen, welche die jeweiligen Ereignisse federführend begleitet haben, geben Einblick

Öffentlich über Jesus reden

Öffentliche Werbeplakate zu beschreiben, gilt als Vandalismus. Normalerweise. Anders 2016. In der Deutschschweiz wurden 1300 Plakate mit «Jesus ist …» und einer Sprechblase ausgehängt. Dazu kam eine ausdrückliche Aufforderung, die eigene Meinung aufs Plakat zu schreiben. Matthias Spiess war als damaliger Generalsekretär der SEA einer der Initiatoren dieser einzigartigen Aktion, die gemeinsam mit Campus für Christus gestartet und mit einem überkonfessionellen Team erweitert wurde.

  • Was hat den Ausschlag für das Projekt bzw. den Anlass gegeben?

Unser Kalender basiert auf dem Geburtsdatum von Jesus. Die meisten unserer Feiertage werden von dieser Person geprägt. Jesus ist berühmt, aber doch vielen unbekannt. Mit dieser ungewöhnlichen Aktion hatten wir zum Ziel, dies zu ändern und Jesus öffentlich zum Gesprächsthema zu machen. Lanciert wurde «Jesus ist…» durch die Initiative eines Teams von Campus für Christus. Später erweiterten wir die Leitung mit einem überkonfessionellen Team.

  • Was war für Sie ein Highlight?

Besonders erfreulich war, dass viele Christen die Kampagne nutzten, um mit Mitmenschen über den Glauben zu diskutieren. Am Mittagstisch, am Arbeitsplatz oder indem sie sich vor ein Plakat stellten und mit Passantinnen und Passanten das Gespräch aufnahmen.

Zahlreiche Kirchen und Freikirchen gingen strategisch vor, indem sie eine Gottesdienstserie über Jesus oder einen Glaubenskurs anboten.

  • Welche nachhaltigen Früchte zeigen sich?

Viele gaben die Rückmeldung, dass sie gelernt haben, im Alltag natürlicher über Jesus zu reden. Ein schöner Nebeneffekt war, dass «Jesus ist …» überkonfessionell auf positives Echo stiess und die innerkirchlichen Beziehungen gestärkt wurden, was eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit im Reformations-Jubiläumsjahr 2017 bildete.

  • Was würden Sie im Nachhinein anders machen?

Es stellt sich die Frage, ob sich das Ganze gelohnt hat. Kritisch waren die hohen Kosten, die mehrheitlich von einer Stiftung getragen wurden. Zudem hätten wir uns etwas mehr «Medienwirbel» gewünscht, aber mit 50 Artikeln wurde das Thema aufgenommen und die Diskussion über Jesus weiter angeregt.

Wenn Christen Sportstadien füllen

Nicht nur ein Xherdan Shaqiri oder ein Yann Sommer füllen Fussballstadien, auch Jesus Christus tut es! In den Jahren 1980 bis 2010 fanden in der Schweiz sieben Christustage statt. Der ehemalige Leiter von Campus für Christus, Hanspeter Nüesch, war zweimal für das Programm verantwortlich und begleitet noch heute grosse Zusammenkünfte von Christen nach Schweizer Vorbild.

  • Was hat den Ausschlag für das Projekt bzw. den Anlass gegeben?

1977 wurde die Idee während einem Gebets- und Fastentag der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Evangelisation (SAFE) geboren. Nach intensivem Hören auf Gott schenkte er uns die Vision einer grossen nationalen Zusammenkunft aller Christen der Schweiz. Viel Überzeugungsarbeit war nötig, bevor 1980 der erste Christustag im Berner Eisstadion stattfand. Verantwortlich waren die SAFE und die SEA.

  • Was war für Sie ein Highlight?

Nicht nur für mich, sondern auch für viele andere war das beim Christustag in Basel 2004 der Aufmarsch der Fahnenträger aus 2786 politischen Gemeinden der Schweiz. Als die Fahnenträger auf dem Fussballfeld gemeinsam ein Kreuz formierten und sich verpflichteten, fortan für ihre Gemeinden und das Land im Gebet einzustehen, brach die Sonne durch, wie wenn Gott damit sagen wollte, dass er sich sehr freute. Anschliessend wurden die Vertreter aus 119 Ländern mit ihren Nationalfahnen in die Mitte genommen, um ihnen unsere Wertschätzung zu zeigen.

  • Welche nachhaltigen Früchte zeigen sich?

Noch heute ist ein Teil der Fahnenträger aktiv im Gebet und der Weitergabe der Liebe Gottes. Nicht weniger als 17 Länder haben in der Zwischenzeit die Idee des Christustages und des flächendeckenden Gebetsnetzes nach Basler Vorbild aufgenommen – mit sehr guten Früchten.

  • Was würden Sie im Nachhinein anders machen?

Beim letzten Christustag 2010 in Bern war es im Nachhinein gesehen ein Fehler, dass man einen Eintritt bezahlen musste, insbesondere da die Schweizer Christen lieber spenden als Eintritt bezahlen.

Neue Sehnsucht nach Gottes Wirken

Wie kam es, dass in den 1970er-Jahren Evangelisation in der Schweiz plötzlich zum Thema wurde? Es hatte nicht wenig mit dem ersten Kongress für Weltevangelisation 1974 in Lausanne zu tun. Das Schlussdokument dieses Kongresses, die Lausanner Verpflichtung, gilt bis heute als wichtiges theologisches Konsensdokument und ist auch eine der Grundlagen der SEA. Teil der 30-köpfigen Schweizer Delegation war Karl Albietz, der damalige Jugendsekretär der Chrischona.

  • Was hat den Ausschlag für das Projekt bzw. den Anlass gegeben?

Die Initiative ging von Billy Grahams «Evangelistic Association» aus und richtete sich an bekannte Personen aus dem evangelistischen Bereich aus der ganzen Welt. Ziel des Kongresses war es, zu mehr Engagement bei der Evangelisation der Welt zu bewegen.

  • Was war für Sie ein Highlight?

Der inhaltliche Höhepunkt war für mich persönlich der Abend zum Thema «Das Wirken des Heiligen Geistes ’74». Wir hörten bewegende Berichte aus zahlreichen Erweckungsgebieten der Welt – und waren gespannt auf einen Bericht aus Europa. Vergeblich! Zum ersten Mal realisierte ich, dass die dominante Phase unseres Kontinents in Sachen Weltmission vorbei ist und durch Gottes Wirken in Asien, Afrika und Südamerika abgelöst worden ist. Das war ein echter, aber heilsamer Schock.

  • Welche nachhaltigen Früchte zeigen sich?

Unter uns Schweizern entstand in diesen Tagen eine grosse Sehnsucht nach Gottes mächtigerem Wirken auch in unserem Land. Eine direkte Folge des Kongresses war die Gründung der SAFE, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Evangelisation.

  • Was würden Sie im Nachhinein anders machen?

Nichts! Der Kongress gab der ganzen evangelischen Szene in der Schweiz kräftige Impulse. Unterschätzt hatten wir, wie viel Kraft und welch langen Atem die Überzeugungsarbeit es bei den Leitungsgremien in der christlichen Schweiz benötigte. Nicht überall stiessen wir auf offene Ohren. Aber im Rückblick gelten die 1970er-Jahre als eine Zeit des Aufbruchs.

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