Pro – Kontra: Soll man den Begriff «Mission» noch verwenden?

Der Begriff «Mission» gehört zu unserer Sprache. Was darunter verstanden und damit verbunden wird, variiert jedoch stark und ist heute im säkularen Umfeld mitunter negativ besetzt bis verpönt. Macht es also noch Sinn, am Missionsbegriff festzuhalten? Zwei Sichtweisen auf ein Wort und seine Bedeutung

PRO:

Der Begriff «Mission» stammt aus dem Lateinischen und heisst «Sendung» und das ist Gottes Wesen. Der Vater sendet den Sohn, der Sohn sendet den Geist und der Geist sendet die Kirche. Hin zu den Menschen, hin in seine Welt.

Natürlich kommt es darauf an, wer unser Gesprächspartner ist. In der Kommunikation gegen aussen, zum Beispiel in einem Gespräch auf der Strasse, würde ich nicht sofort von «Mission» sprechen, da der Begriff die Aufmerksamkeit schnell auf Themen lenkt, die ich nicht primär besprechen will (Stichwort «Kulturimperialismus»). Doch der Inhalt und das Anliegen dahinter bleiben.

Sprechen wir also über den Inhalt, und zwar anhand von einem Beispiel: Mir gefällt, wie die Christen im Römischen Reich Mission lebten. Sie gingen nicht zu Gladiatorenspielen, waren gegen Abtreibung, Aussetzung von Kindern und Sex ausserhalb der Ehe und glaubten, dass nur Jesus wirklich rettet. Dies würde man heute eher mit konservativen Gruppen in Verbindung bringen. Auf der anderen Seite dienten sie nicht im Militär für Eroberungszüge, befähigten Frauen mehr als sonst in der Gesellschaft üblich, halfen den Armen und waren eine Gemeinschaft aus unterschiedlichen Völkern und Schichten. Diese Anliegen würde man heute wohl auch in einer eher linken und liberalen Gruppe finden. Die Christen von damals lebten aber beides! Und ja: Beides sind biblische Anliegen! Gerade zusammengenommen gibt das ein sehr starkes Zeugnis und einen starken Rahmen für unsere Botschaft ab. Diese «Mission» und auch gewisse Werte davon werden immer anecken, da hilft auch die Abschaffung eines Begriffs nichts.

Autor: Simon Walder

KONTRA:

Man kann nicht grundsätzlich gegen die Verwendung des Begriffs «Mission» sein. Es gibt aber gute Gründe, dieses Wort je nach Situation zu ersetzen oder nicht zu verwenden.

Die Ambivalenz des Begriffs: Die aktive Verwendung des Wortes ist positiv und wird in Wirtschaft, Verwaltung und Politik häufig benutzt. Der passive Gebrauch ist aber negativ belegt, weil niemand ein Objekt einer «Mission» sein will. 2. Die Politisierung der «Mission» während der Christianisierung: «Mission» und machtpolitische Bestrebungen haben die verschiedenen Christianisierungswellen in Europa geprägt, weil bis in die Neuzeit hinein der politische und religiöse Raum eine Einheit bildeten. Diese Verbindung hat der «Mission» geschadet. 3. Die Bedeutung von «Mission» in der Neuzeit: Der Begriff «missio» wird im Mittelalter in der Trinitätslehre situiert! Erst ab dem 16. Jahrhundert wird er so verwendet, wie wir ihn bis heute verstehen – mit einer Überbetonung des menschlichen und geografischen Aspekts. Diese Einseitigkeit verdeckt den zentralen Aspekt der «Mission»: Sie ist und bleibt zuerst Gottes Sache. 4. «Mission» in der Bibel (Exegese): «Mission» kommt als Begriff in der Bibel selbst nicht vor im Gegensatz zu «Evangelisation, evangelisieren». Für den Begriff «Mission» gibt es keine direkte Ableitung weder von einem hebräischen noch von einem griechischen Wort.

Diese vier – und andere – Gründe geben uns eine grosse Freiheit, je nach Gegenüber einen angepassten Begriff zu wählen. Negative Assoziationen müssen vermieden werden, so dass wir zur Sache selbst kommen: die Kommunikation der Guten Botschaft von Jesus Christus.

Autor: Dr. Jean-Georges Gantenbein

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