«Ich habe Gott in der Kirche gesucht und bei den Armen gefunden»

Das Zitat stammt von Erzbischof Oscar Romero, der in El Salvador für die Armen und Unterdrückten kämpfte und sich für ein gerechteres politisches System während der Militärdiktatur einsetzte. Es drückt seine Überzeugung aus, dass der christliche Glaube nicht von der Welt trennt, sondern die Kirche mit den Sorgen und Nöten der Armen verbinden sollte. 1980 wurde er ermordet.

Kirche sollte sich dienend der konkreten Realität der Armen zuwenden. Denn wenn sie aufhört, die Stimme derer zu sein, die keine haben, würde sie ihre Liebe zu Gott und ihre Treue zum Evangelium verraten. Die von Oscar Romero mitgeprägte Befreiungstheologie ist bekannt dafür, Gottes Option für die Armen hervorzuheben. Aber auch im freikirchlichen Kontext scheint in den letzten Jahren zunehmend die Überzeugung gewachsen zu sein, dass Gottes Mission auch den Dienst an den Schwächsten beinhaltet.

Armutsbekämpfung als Teil ganzheitlicher Mission

Seit 1974 wird in der Lausanner Bewegung betont, dass Verkündigung des Evangeliums und soziales Handeln in der Mission zusammengehören.[1] Über das genaue Verhältnis zwischen Verkündigung und sozialem Handeln gibt es wohl noch immer Debatten und unterschiedliche Auffassungen. Trotzdem hat sich über die letzten Jahre ein Verständnis von integraler Mission entwickelt, das versucht, beide Bereiche ganzheitlich zu betonen, und dabei auch die Armutsthematik mit ihren sozio-politischen und wirtschaftlichen Dimensionen berücksichtigt. Armut und Gerechtigkeit sind nicht zufällig herausgepickte Anliegen, sondern durchgängig in der gesamten Bibel verankerte Themen und Herzensanliegen Gottes.[2] Bei der Frage, was die Mission aus christlicher Perspektive kennzeichnet, ist es zentral, sich am Leben und Wirken von Jesus Christus zu orientieren.

Jesus und sein Anliegen für die Armen

Das Anliegen von Jesus besonders für die Armen und Machtlosen wird an vielen Stellen in der Bibel deutlich. Gerade zu Beginn seines Wirkens liest er Jesaja 61,1-2 vor, was sein Missionsprogramm auf den Punkt bringt. Jesus verstand sein Wirken als Beginn des Erlassjahrs, gekennzeichnet durch die gute Botschaft für die Armen, Befreiung für Gefangene, Augenlicht für Blinde und Freiheit für Unterdrückte. Der Segen des Reiches Gottes ist durch ihn angebrochen und gilt besonders Menschen am Rande der Gesellschaft. Jesus öffnet uns den Blick für die Not der Menschen. Er begegnet den Menschen ganzheitlich. Die Notleidenden dieser Welt holt er aus ihrer Anonymität, indem er uns sagt: In jedem von ihnen begegnest du mir. «Ich war hungrig, durstig, fremd, obdachlos, nackt, krank und im Gefängnis – und ihr seid zu mir gekommen.»[3]

Das Ende der Armut und Gottes Globale Ziele

Die Weltgemeinschaft hat sich 2015 auf 17 nachhaltige Entwicklungsziele der Agenda 2030 geeinigt. Das erste Ziel ist auch das ambitionierteste: Armut in all ihren Formen und überall beenden.[4] Die Weltbank schätzt, dass durch die Pandemie rund 150 Millionen Menschen mehr in die extreme Armut abrutschen werden. Die Kampagne StopArmut, getragen vom Dachverband Interaction, setzt sich für diese Ziele ein. Die Broschüre «God’s Global Goals»[5] beleuchtet die Agenda 2030 aus einer biblischen Perspektive und zeigt auf, warum sich auch Christinnen und Christen für diese Ziele engagieren sollten als Teil von Gottes Mission in dieser Welt.

Autor: Matthieu Dobler Paganoni

[1] vgl. Artikel 5 der Lausanner Verpflichtung: https://www.lausanne.org/de/lausanner-verpflichtung/lausanner-verpflichtung (20.4.2021)
[2] vgl. beispielsweise Jes 61,8; Ps 76,10; Ps 103,6
[3] Mt 25,42-45
[4] Die Armutsgrenze wird definiert bei 1.90 US-Dollar pro Tag/Person.
[5] Bestellbar unter https://www.stoparmut.ch/shop/

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