Getragen vom Glauben und gesegnet mit Mut

Dag Hammarskjöld war ein Mann, der die unmöglichsten Herausforderungen eines UNO-Generalsekretärs meisterte. Bis heute ist er ein Vorbild für erfolgreiches Verhandeln und Beziehungsaufbau.

Dag wuchs in einer wohlhabenden und einflussreichen schwedischen Familie auf. Hjalmar Hammarskjöld, sein Vater, war ein herausragender, aber auch furchteinflössender Beamter. Besonders als Premierminister von Schweden war er mehrheitlich abwesend. Wärme erfuhr Dag von seiner Mutter Agnes, die ihren Kindern auch den christlichen Glauben vorlebte. Erst nach der Veröffentlichung von Dags geistlichem Tagebuch «Gedanken am Weg» wurde klar, wie sehr ihn der christliche Glaube geprägt und getragen hatte. Vom Vater übernahm Dag die Laufbahn. So arbeitete er nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Philosophie auch als Beamter, zuerst im Finanz-, dann im Aussenministerium. Dort kam der junge Hammarskjöld zum ersten Mal mit der ebenfalls noch jungen UNO in Kontakt, als er zum Leiter der schwedischen Delegation bei der UNO ernannt wurde.

Inmitten grosser politischer Spannungen zwischen Ost und West wurde Dag im Jahr 1953 überraschend für den Posten des UNO-Generalsekretärs angefragt. «Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!», schrieb Dag aus vollem Herzen und nahm die Herausforderung an. Erwartet wurde ein angepasster Beamter. Doch der junge Schwede wurde völlig unterschätzt. Dag verlieh der Weltorganisation unerwartet Kraft und Integrität. Eine der ersten Bewährungsproben stellte sich Hammarskjöld in Peking. 1954 hielt China 15 US-Piloten aufgrund eines Spionage-Vorwurfs im Korea-Krieg in Gefangenschaft, obwohl die Flugzeuge von den Vereinten Nationen gesandt worden waren. Eine heikle Situation, in der die UNO-Generalversammlung das Verhalten von China verurteilte und Hammarskjöld zur Verhandlung bat.

Leise, geduldig, wertschätzend

In der Vorbereitung auf das Gespräch verordnete er sich Bücher über chinesische Philosophie und Geschichte. In den fünftägigen Verhandlungen stand die leise Diplomatie im Vordergrund, für die Hammarskjöld bekannt wurde. Dank seiner kulturellen Sensibilität konnte er mutig die Differenzen ansprechen. Er versteckte sich aber nicht hinter dem Machtgebilde der UNO, sondern legte Wert darauf, als eigene Stimme und nicht nur als ihr Sprachrohr gesehen zu werden. Einmal mehr gelang es Hammarskjöld, mit seiner geduldigen, wertschätzenden Art eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Der Ministerpräsident Chinas deutete zum Abschluss der Gespräche an, dass die amerikanischen Piloten nur freigelassen werden könnten, wenn es nicht wie eine Kapitulation Chinas vor der Drohung Amerikas aussähe. Die Lösung: die Angehörigen nach Peking kommen lassen und die Gefangenen dann in einer humanitären Geste freilassen.

Dag Hammarskjöld reiste mit einer Gewissheit zurück, die alsbald zerschlagen wurde. Amerika verbot den Angehörigen mit vordergründigen Sicherheitsbedenken die Ausreise. Im Juli des gleichen Jahres, zum 50. Geburtstag von Dag, geschah das Wunder. Der chinesische Ministerpräsident liess die Gefangenen mit der Begründung frei, die Freundschaft mit Hammarskjöld (und nicht zur UNO) aufrechtzuerhalten, und gratulierte zum Geburtstag. Ein bewegender Erfolg in seinem Friedensbestreben, für den er Gott die Ehre gab.

Quellen:

  • Röhlin, Ruth & Karl-Heinz: Dag Hammarskjöld – Mystiker und Politiker. München, 2005.
  • Berggren, Henrik: Dag Hammarskjöld – Das Unmögliche möglich machen. Urachhaus/Geistesleben, 2017.

Autorin: Pascale Leuch

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