Oft höre ich in Gesprächen mit Erwachsenen und Jugendlichen, wie wichtig für sie die Wertschätzung und die Glaubenserfahrungen in der Jugendarbeit waren. Eine positiv gelebte Grundhaltung, Kultur und Werte prägen sie noch Jahre später. Leider gibt es auch das Gegenteil. Deshalb ist es wichtig, ein gemeinsam verpflichtendes Papier zu haben.
Diese gemeinsame Basis ist auch der Jungschar der Evangelisch-methodistischen Kirche (JEMK) wichtig. Thomas Blatter, Vorstandsmitglied der JEMK und Verantwortlicher für die Schulung, beantwortet drei Fragen dazu.
«Ganzheitliche Entfaltungsmöglichkeiten fördern» ist als Ziel der Charta formuliert und findet sich sehr ähnlich auch im Leitbild der JEMK. Warum ist das wichtig?
In den Jungscharen hat es Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen. Als Leitende ist es essenziell, respektvoll mit dem Gegenüber umzugehen, um niemanden auszuschliessen. Auch unter den Leitenden wird ein respektvoller Umgang gewünscht und gefördert. In der Jungschar dürfen die Leitenden über längere Zeit einen Teil der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen mitprägen. Somit ist es sehr wichtig, sich auf Aktivitäten zu fokussieren, die im «normalen» Alltag oft zu kurz kommen. Das heisst zum Beispiel, Grenzen auszutesten, in Gruppen Ziele zu erreichen und sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen.
In den Jungscharen wird vieles selbstverständlich gelebt – und doch ist die Umsetzung der Charta kein Selbstläufer. Wie fliesst die Charta in die Schulung der Leitenden ein?
Unsere Schulungen finden grösstenteils in Zusammenarbeit mit «Jugend + Sport» statt. Bei J+S werden beispielsweise ein respektvoller Umgang untereinander oder auch Fairness grossgeschrieben. Wir investieren viel Zeit, um unsere Schulungen aktuell zu gestalten und weiterzuentwickeln. Uns ist es wichtig, dass wir Leitende ausbilden können, die selbstsicher, respektvoll und reflektiert sind. Unsere Schulungen beinhalten neben den Anforderungen von J+S verbandsinterne Ausbildungen im Bereich Andacht. Zudem wird auch während dem Kurs regelmässig über Glaubensinhalte ausgetauscht und die Kursleitenden bieten Hilfestellung bei persönlichen Anliegen.
«Jesus begegnet den Menschen in ihren Bedürfnissen und wir sind angehalten, nach seinem Vorbild zu handeln», so die Charta. Wo entdecke ich dies in der JEMK?
Wir haben eine offene Tür für alle. Wir möchten keine Person ausschliessen aufgrund ihrer Herkunft oder auch psychischer oder physischer Einschränkungen. Uns ist klar, dass in den Jungscharen nicht alle gleich mitmachen können oder die Leitenden nicht immer ausreichend geschult sind. Trotzdem: Die Jungschar soll ein Ort sein, wo sich jede und jeder integriert fühlen darf. Ich bin der Meinung, dass dies in der Jungschar-Welt an den meisten Orten so gelebt wird.
Die Charta christlicher Kinder- und Jugendarbeit wurde zwischen 2014 und 2016 von elf christlichen Kinder- und Jugendverbänden erarbeitet. Damit erklären die unterzeichnenden Verbände transparent und verständlich, für welche Werte und Ziele sie stehen und wie sie arbeiten. Jaël Binggeli ist als Jugendbeauftragte der SEA für die Koordination verantwortlich: «Die Charta gibt eine ganzheitliche Basis, wie in der christlichen Kinder- und Jugendarbeit christliche Werte und der Glaube gefördert werden können. Jesus Christus, sein Leben und Wirken sollen dabei Vorbild und Inspiration sein.»
Autorin: Natascha Bertschinger

Natascha Bertschinger ist Mitglied des Leitungsteams bei «Gemeinsam gegen Grenzverletzung», war lange in der Kinder- und Jugendarbeit der Methodisten tätig und begleitet noch immer Gruppen und Leitende bei präventiven Fragestellungen und der Umsetzung.